Meine abenteuerliche Rückreise

4.April, Sa

Eigentlich hätte ich am 8. April, ein Mittwoch, mit der SWISS zurückfliegen sollen. Eigentlich. Coronabedingt war das nicht mehr möglich. Die Vorbereitungen für die Heimreise begannen bereits am 1. April als klar wurde, dass ich nicht wie geplant nach Hause gehen konnte. Dank der Unterstützung meiner Familie, die das EDA kontaktierte und die notwendigen Formalitäten ausfüllten, war diese verfrühte Rückreise möglich. Unter der Schirmherrschaft des EDA wurde ich nun in einer Rückführaktion, von denen es weltweit vorher und nachher einige gab, in die Schweiz gebracht. Die 1. Etappe: Flug mit der AirFrance von Moskau nach Paris, die 2.: Mit dem Car von Paris in die Schweiz.

1.Etappe
  • Um 11.00 wurde ich durch den Chauffeur des Spitals abgeholt.
  • 12.00 Eintreffen am Moskauer Flughafen Sheremetyevo

Am Flughafen angekommen, holte mich die Flugassistenz und rollte mich zum Schalter der AirFrance.

Da kam auch schon der Schweizer Botschafter, Herr Yves Rossier, auf mich zu und war vor allem um mein Wohlergehen besorgt. Die Schweizer Botschaft hatte hektische Tage hinter sich, um diese Rückführaktion zu organisieren. Er war sichtlich erleichtert, dass es mit allen zehn Personen, die in die Schweiz reisen wollten, klappte.

Nach dem Check-in wurde ich von der  Flugassistenz durch die Sicherheitskontrolllen in den Warteraum vors Gate gebracht. Nun kam der Militärattaché Bruno Russi, ein weiterer Mitarbeiter des EDA, auf mich zu und fragte, sichtlich um mein Wohlergehen bemüht: «Kann ich etwas für Sie tun?» Ich kratzte mich an meinem flaumigen Eierkopf, überlegte lange und sagte: «Hm … ich hätte schon etwas …» Er: «Dann gehen wir doch gleich in den Wartsaal!» Ich: «Während meiner Zeit in Russland hatte ich nie die Möglichkeit Geschenke für meine Kinder zu kaufen. Und hier am Flughafen sind wegen der Pandemie alle Läden , auch die Duty-Free-Läden, zu. So gerne wollte ich Küchenmagnete für die Kinder kaufen. Sehen Sie eine Möglichkeit, diese zu besorgen?» Er nahm sein dickes Notizbuch hervor, schrieb meinen Namen auf und die zu besorgenden Geschenke. Ich: «Und ich geben Ihnen das gleich Geld mit.» Er: «Ach lassen Sie das, das kostet vier mal nichts, das mache ich sehr gerne für Sie! Ich werde Ihnen die Magnete von unserem Kurier zukommen lassen.» Ich: «Oh, vielen, sehr herzlichen Dank!»

  • Das Flugzeug war voll, etwa 190 Personen waren an Bord. Die meisten Franzosen, ein paar Belgier und Deutsche und wir zehn, die in die Schweiz wollten. Der Pilot und das Kabinenpersonal machten diesen Flug als Freiwilligenarbeit. Einfach um Leute heimzuholen, die nicht mehr die Möglichkeit hatte, heimzukehren.
  • Das Essen im Flugzeug war wirklich himmlisch! Es gab Fisch, Reis, Bohnen, ein feines Brötchen, köstlichen Rüeblisalat, Cheesecake und zur Krönung ein erlesenes Praliné – formidable! Nach der eher eintönigen Schon- und Spitalkost wirklich umwerfend!
  • Kurz nach 18.00 trafen wir am Pariser Flughafen Charles De Gaulle ein. Ich fühlte mich wie im Süden angekommen! Viel Natur, keine Plattenbauten, viele kleine idyllische Häuschen, frischere und klare Luft, alles schien viel sauberer.
  • Von der Flugassistenz wurde ich durch den menschenleeren Flughafen gebracht.
2. Etappe

Am Flughafen wurden wir von Angehörigen der Schweizer Armee begrüsst.

  • 19.00 Abfahrt des 50-plätzigen Reisecars Richtung Schweiz. Wir waren zehn Leute, mit viel Abstand im Bus verteilt, die in die Schweiz gebracht wurden. Mit an Bord: Zwei medizinisch ausgebildete Angehörige der Schweizer Armee, die zu uns schauten.
  • Neben den Masken erhielten wir auch ein Znacht-Paket mit feinen Sandwiches, Mandarinen und Mineralwasser.
  • Auf der fast leeren Autobahn eine wunderschöne Fahrt mit viel Sonne und vielem Grün.
  • Um 1.30 passierten wir den Zoll bei Genf. Später Zwischenhalt beim Unispital Lausanne und in Fribourg.
  • Um 4.15 waren wir beim Bahnhof Wankdorf, wo ich von meinem Bruder und seiner Frau in Empfang genommen wurde.
  • Um 4.45 zu Hause wo uns auch gleich ein Mitarbeiter der Spitex Burgdorf-Oberburg in Empfang nahm und gleich das Pflegerische übernahm.
  • Um 5.15 in meinem Bett!
Spätausgabe Tagesschau, 5. April, So

In der Spätausgabe der Tagesschau vom 5. April wurde über den 3-jährigen russischen Buben «Tair» berichtet, der wegen seines rechten Auges am Unispital Lausanne zur Krebsbehandlung war. Eine Behandlung, die es in Russland nicht gab und ohne diese sein Auge hätte amputiert werden müssen. Alle Flüge in die Schweiz wurden in den letzten Tagen gestrichen. Dank dieser Rückführaktion konnte die Behandlung in der Schweiz fortgesetzt werden. Über die russische Familie wurde berichtet – und dabei wurden auch ein paar Auschnitte aus der Abfertigung am Flughafen gezeigt. Und siehe da: Da erschien auch ich kurz am Bildschirm. Mein erster Fernsehauftritt …

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7 Kommentare

  1. Di Blog isch sehr guet gschribe u scho fasch e chli Fiumrif, bravo. Your a fighter💪🏻

  2. Sehr ä idrückleche Bricht, merci Markus.
    Ou äs grosses Merci a üsi hilfsbereite Botschaftslüt in Moskau u üsi Armeelüt, wo di vo Paris begleitet hei.
    U natürlech ou ä di Brüetsch u sini Frou 🙏🏻 u nid z‘vergässe dä Spitex Mitarbeiter, wo am Morge am 04:45 Uhr ou für di da si gsi 🙏🏻.
    Aber dr Held bisch Du Markus 💪🏻. Witerhin gueti Besserig u Genesig 👍🏻.

  3. Merci Chris. Es waren wirklich viele Personen beteiligt, damit diese Rückreise überhaupt möglich war! Da staune ich heute noch. Ohne diese wäre ich wohl immer noch in Moskau …

  4. Habe erst heute gemerkt dass du etwas über die Heimreise geschrieben hast. Was für ein Glück du hast. Du hast es verdient. Ich wünsche dir weiter alles Gute !!!

  5. Hey Markus!
    Ich han jetzt grad din ganze Blog nomal glese – wow, Wahnsinn! Chasch grad es Buech schriibe demit. Toll!
    Danke für all Dini Infos – diä sind au für all wo das no vor sich hend sehr wertvoll!
    Wiiterhin gueti Besserig und viel Kraft!
    Liebi Grüessli, Brigitte

  6. Hoi Brigitte. Meci! Bi dir geits o schou baud los … Is paarne Wuche bisch du dranne. So cool! I bi so froh für die dass es ändlech, ändlech los geit. Brucht scho Muet das zmache. Isch mit viu Ufwang verbunge. Aber mini Erfahrig zeigt mir: Es lohnt sech.
    Liebe Gruess, Markus

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